Über Mich

Steffen Fischer

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Steffen Fischer arbeitet an Weltbildern und mit Figuren in Verhältnissen, überpersönlich, erhellend,

wesentlich. Mit dem „Schönen“, das sich einen Stoff sucht, kann er nichts anfangen. Was ins Bild kommt,

muss ihn angehen, ebenso was dann im Bild ist: Männer und Frauen und ihre Farben, das Verhängnis

Patriarchat, das Agieren der Gewalt in den Herrschaftsverhältnissen und in der Zeichnung, die

Deformation auf beiden Seiten der Unterwerfung. Wie sprechen Körper, mit wem und wogegen, wenn sie

davon sprechen? Kraftstrotzende Männlichkeit hockt auf kippenden Stühlen, selbstverschränkte

Gestalten zwängen ihr Ego ins einzig Sichere, in die Einfalt, Einsamkeiten zerren am Status quo, Macht

und Ohnmacht spricht aus allem.

 

Es gibt Schwankungen in den Anteilen der Malerei und der Zeichnung im Werk, Grade der Gestik

(Drastik, Komik...) und den Wandel in den Figuren, die über Jahre in den Serien agieren. Einen Wechsel

der Themen und der Auffassung des eigenen Tuns gibt es nicht. Der Umgang mit den Mitteln sei nicht

Selbstzweck, sondern „Ableitungen von Moralität“, von Weltsicht. "Die Mittel müssen dienen und das

Narrative, die Nacherzählung muss lesbar bleiben. Ich bin Umformer", sagt er, "nicht Schöpfer."

Form ist wesentlich, sie stellt her, was das Bild sagen kann. Fischer spricht von Verantwortung, von

Ehrfurcht vor den Formen der Alten. Heute gebe es die großen Erzählungen nicht mehr, die gemeinsame

Sprache. Aber es gelte weiter: „Wichtige Kriterien in der Malerei sind für mich dann erfüllt, wenn das

erzählend Gezeigte in der malerischen Stofflichkeit (Farbe, Raum, Licht, Plastizität) wie

selbstverständlich aufgehoben erscheint“.

Macht- und Gewaltverhältnisse steckt in vielen seinen Bildfolgen, in unterschiedlichem Maß und unter

verschiedenen Aspekten gesehen. In den Herakles-Folgen ist es der Held oder Soldat an der langen

Leine der Macht, konfrontiert mit dem Weiblichen und der Chance zur Emanzipation. In der

Stierkampffolge agiert rauschhaftes Töten und Getötetwerden, nach Fischer Teil der patriarchalischen

Philosophie des Tötens im Dienst der Weltordnung. In der Serie „Die Aufgeklärten“ befragt er das

Scheitern, Aufklärung und Antiaufklärung, die „Neue Weltordnung“ des 11. September 2001.

Im Projekt „Das Paradies der Väter“ stehen Macht und Gewalt in grellem Licht, fast nackt. Paradies war

einst ein harmonisch gedachter Urzustand, der angstfreie Anfang, ein Ganzes. Doch das Paradies der

Väter ist Spaltung – in reich und arm, Mann und Frau, schwarz und weiß - eine groteske Verkehrung. Im

Grunde ist es organisierte Angst, Angst vor Statusverlust, Angst um die Existenz, konkret und imaginiert.

Das neue Paradies ist das Paradies der toten Dinge, eine Welt verseuchter Böden, vermüllter Meere,

zugestellt mit Gütern einer Produktion, die Profit-, Macht-, Kontrollinteressen folgt.

Die Suche nach einer notwendigen Form für dieses Thema war langwierig. Kunst muss Rede sein, eine

Drehtür der Kommunikation. Anders als etwa in der Herakles-Serie war mit Empathie nichts zu machen,

es blieb nur das gnadenlose Abschildern, das Arbeiten vom Kopf her, ohne jede Sympathie. Das

titelgebende Breitbandbild nennt Fischer denn auch nüchtern erzählt, Satire und Mach-Werk, im Sinne

des formalen Vollzugs. Die Arbeiten, die dem Thema angeschlossen sind, haben von diesem Geist mal

mehr, mal weniger. Die Soldatenköpfe etwa sind noch kalte Beschreibung, aber gewärmt durch Fischers

Handschrift: So sieht man aus als Kollateralschaden. Anderes sei noch mehr mit dem Leib gemacht,

weniger vom Kopf her – da wäre er mit sich im Reinen.

An sich wäre dieses sich Abarbeiten am Zustand der Welt kontraproduktiv, sagt er. Es verbrauche zu viel

Kraft. Aber: Darüber hinaus komme man nur über die Kunst. Kunst habe die Gabe zur Güte im Sinne

ehrlicher Reflektion, auch wenn es schwer, schmerzhaft, bitter ist. In Politik und Wirtschaft, fast überall

sonst sind die Partikularinteressen dafür zu bestimmend. In der Kunst habe die Selbstreflektion der

Gesellschaft eine Möglichkeit sich zu artikulieren.

Gregor Kunz: Steffen Fischer und das Paradies der Väter. Katalogtext Landesärztekammer, Juni 2021

Kurzbiografie

  • 1954 in Dohna geboren
  • 1973 Arbeiter als Offsetdrucker
  • 1977-82 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
  • seit 1983 freischaffend in Dresden
  • 1991 Arbeitsstipendium der Walter Bischoff Galerie in San Jose/USA
  • 1997 Umzug nach Dürrröhrsdorf bei Dresden / Haus und Atelierausbau
  • 1992-98 Lehrauftrag als künstlerischer Assistent an der HfBK Dresden
  • 1998/2000 Kursleiter bei Internationaler Dresdner Sommerakademie
  • 2003 Jam-Painting mit Arthur Young / Lingnerschloß Dresden
  • 2005 Wandbild mit Schülern des Gymnasiums Gengenbach/Schwarzwald
  • 2008 Kursleiter Sommerakademie Villa Anna/Toscana Lebt und arbeitet in Dürrröhrsdorf bei Dresden

Ausstellungsliste/ Auswahl

Einzelausstellungen
1984 Moritzbastei / Leipzig
1986 Galerie Comenius / Dresden
1989 Walter Bischoff Galerie / Stuttgart
1989 Galerie Catherin Maurer / Bern
1990 Kunstforderverein und Galerie Treptow e.V. / Berlin
1991 Walter Bischoff Galerie / Stuttgart ("Aborn Road Serie")

San Jose State University of Art
1992 Galerie Mitte / Dresden ("ER SIE ES ")
1993 Walter Bischoff Galerie / Stuttgart ("Dazwischen")
1994 Galerie Weise / Chemnitz ("Drift")
1995 ART Frankfurt Walter Bischoff Galerie / Stuttgart (one man show)
1996 Galerie Eva Tent / Koblenz
1997 Galerie Bischoff-Waszkowiak / Berlin
1997 Galerie Bischoff / Stuttgart ("Präfix")
1998 Art Miami/USA Projektstand mit S.Voigt b.W.Bischoff Galerie

("cornua lunae")
1999 Galerie Eva Tent Koblenz
2000 Kunsthaus Medingen
2001 Walter Bischoff Galerie Stuttgart
2002 Galerie Markt 21 / Weimar („Querfeldein“)
2003 Galerie Mitte Dresden („Herakles in Lydien“)
2004 Apothiki Galerie Parakia / Greece
2005 Villa Hais Museum für zeitgenössische Kunst („Prekäraklid“)

2006 Galerie Refugium Dresden („ Gesicht und Gebärde“)
2008 Walter Bischoff Galerie Berlin
2009 Galerie Eva Tent Koblenz
2010 Altenau 04 Ateliers & Galerie im alten Pfarrhof (Katalog)
2011 Walter Bischoff Galerie Berlin
Galerie Tent Koblenz

2014 SZ-Kunstmarkt Haus der Presse
2015 Künstlermesse Dresden Ostragehege

Galerie Tent Koblenz
2016 Künstlermesse Dresden

ART Karlsruhe One Artist Show bei Walter Bischoff Galerie

2017 Galerie Mitte („Paare und Protagonisten“)
Galerie ART & EROS Dresden („Unverschämt“)
2019 Landesärtztekammer Dresden („Paradies der Väter“)
2024 Galerie ART & EROS Dresden („Lasziv“)
Beteiligungen/Auswahl
1987 Galerie kö24 Hannover
X. Kunstausstellung der DDR
Galerie Nord Dresden ("A-ORT-A")
1988 Neue Berliner Galerie (Fital Müveszek")
XVIII. Biennale Venedig (Beitrag DDR)
Ausstellungszentrum Fucikplatz Dresden ("Blaues Wunder")

1989 Neue Berliner Galerie ("Lebensart")

ART COLOGNE Köln
Künstlerhaus Bethanien ("Zwischenspiel")

1990 Kunsthalle Hamburg, Museum Schloß Morsbroich, Leverkusen

("Tradition/Innovation")
Art Los Angeles b. Walter Bischoff Galerie
Kunstverein Villa Streccius, Landau ("Fahne")
1990 Rotterdam ("Jonge Kunst Oost Europa")
Art Frankfurt (Walter Bischoff Galerie)
Galerie Weise Chemnitz ("Parsifal")
ART COLOGNE / (Walter Bischoff Galerie)
1992 Europ'Art Genf ( Walter Bischoff Galerie)
Art Los Angeles (Walter Bischoff Galerie)
Art Frankfurt (Walter Bischoff Galerie)
1993 Goethe Institut, San Francisco
ARCO Madrid (Walter Bischoff Galerie)
Art Expo Chicago ( Walter Bischoff Galerie)
Kupferstichkabinett Dresden ("Denk ich an Deutschland")

1996 Leipziger Bildermesse
1995 Galerie Rähnitzgasse Dresden ("memento mori")
1997 27. Deutscher Evangelischer Kirchentag Leipzig ("Wundmale")
1998 art'otel / Dresden Internationale Sommerakademie Dresden
1999 Schloß Augustusburg („ FORM-FARBE-GESTE“)
2000 Riesa Efau Dresden ( „LEIKA“, multimediale Installation mit F. Hellwig)

10. Sächsisches Druckgrafiksymposion

2001 Riesa Efau Dresden ( „HUGO“, multimediale Installation mit F. Hellwig)
2002 Riesa Efau Desden („HEIMAT“, multimediale Installation mit F. Hellwig)
2003 Blaue Fabrik Dresden

2004 Parlament Prag
2008 Galerie Refugium Dresden

Alte Aktienspinnerei Chemnitz ( Form-Farbe-Geste)
Mt. San Antonio College Art Gallery, Los Angeles
30. Leipziger Grafikbörse
2009 Galerie Mitte Dresden
Galerie Refugium Dresden
Projektzentrum für zeitgenössische Kunst Dresden (“Ohne uns”)

2010 Galerie Refugium Medingen
Grey Art Galery New York
2011 Soka University CA / USA

KIAF Seoul bei Walter Bischoff Galerie
10. Biennale der Internationalen Gegenwartskunst in St. Petersburg
2012 Museum der bildenden Künste Leipzig (Kunst der 80er in der DDR)
OBEN Kunst und Raum Albrechtsburg Meißen

2013 Neues aus Dresdner Ateliers / Künstlerbund Dresden in der

Johann- Stadthalle Dresden

2014 Rathaus Dresden (Dunkel und Licht)

Kunstraum Erzgebirge Mittelsachsen /Malerei,Grafik,Plastik Augustusburg
„Phönix, was sagst Du?...“Galerie Mitte

2016 Sächsisches Staatsministerium für Kultur / Save the Date

Bueffelfish contemporary fine arts gallery/Verdichtung und Wandlung
Kunstraum Dresden/Moderne Zeiten
Galerie Refugium/ Vier mal Frühling

Arbeiten in öffentlichen Besitz
Neue Meister Dresden
Kupferstichkabinett Dresden
Haus der Geschichte der Bundesrepublick Deutschland
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn
Museum der Bildenden Künste Leipzig
Museum für Zeitgenössische Kunst, Villa Haiss Zella.H.
Hannover Sammlung Ludwig Oberhausen
Norddeutsche Handelsbank
Stadtmuseum Erfurt
Städtisches Museum Schwerin
Deutsche Bank
Niedersächsische Sparkassenstiftung